Bürgerverein    Peterzell e.V.

 

Peterzeller Geschichte

Hier finden sie Auszüge aus der Peterzeller Geschichte. Als ersten Beispiel haben wir hier die Geschichte des Peterzeller Rat- und Schulhauses eingestellt.

 

Als Lesetipp möchten wir hier auch auf das Kapitel über Peterzell in der Stadtteilchronik der Höhengemeinden aufmerksam machen:

I. Geschichtlicher Hintergrund des Schul- und Rathauses in Peterzell

Obwohl Herzog Christoph im Jahr 1559 die Einführung und Einrichtung von Dorfschulen in seinem Herzogtum befohlen hatte, gab es jedoch noch keine allgemeine Schulpflicht und so ließen sich die Gemeinden nicht nur wegen der Kosten von Schulhaus und der Bezahlung des Lehrers noch etwas Zeit, denn es mangelte damals vor allem auch an geeigneten ,,Unterrichtern". So klagt der hiesige Pfarrer Majer im Jahre 1603, dass sowohl im Mutterort Peterzell wie auch in seiner Filial Römlinsdorf „ in diesen beeden Flecken ken Schulmeister sey, welches eine hohe Nothdurft were“.

 

Dies blieb wohl auch so bis nach dem Dreißigjährigen Krieg und so wurde, wie wir aus den Annalen wissen, erst nach der Einführung der allgemeinen Schulpflicht 1653 Winterschule in Peterzell gehalten. Von Martini bis Georgi, da die Kinder im Sommer zur Mithilfe in der Landwirtschaft benötigt wurden. Die Sommerschule, die um 1674 vom Dekan befohlen wurde und zu der 1696 ein Synodalbefehl erging, wurde dann auch für Mädchen und Jungen gehalten, und dies sogar auch an Sonn- und Feiertagen vor der Predigt.

 

Wie aus dem obigen zu ersehen, oblag die geistliche Schulaufsicht für die Gemeinden in jener Zeit der Kirche (bis im Jahre 1909), d.h. dem Superintendanten, dem heutigen Dekan. Dieser hatte regelmäßig die kirchlichen und die weltlichen Gemeindeeinrichtungen zu visitieren und Visitationsberichte darüber nach Stuttgart zu schicken. So war Kirche und weltliche Gemeinde aufs Engste miteinander verbunden und so wundert es auch nicht, dass in vielen Gemeinden die Kirche, das Pfarrhaus und das Schulhaus auch räumlich einander nahe standen und den eigentlichen Ortskern gebildet haben. - So war und ist es auch in Peterzell bis heute.

 

Im Jahre 1676 lesen wir in einem dieser Visitationsberichte, ,,das Schulhaus wäre wohl aus des Holz Gefällen zu reparieren, wann solche nur gebührend eingetrieben würden, ist nochmalige Erinnerung geschehen," d.h. Peterzell hatte damals schon ein Schulhaus.

 

Im Jahre 1680 wurde dann ein neues Schulhaus mit einer Lehrerwohnung gebaut. Dieses Haus tat runde 150 Jahre seinen Dienst. Dann gab es im Jahre 1833 ein neues Schul- und Rathaus mit Lehrerwohnung, ebenfalls wieder neben der Kirche. Da bis dato die Gemeindeverwaltung keine eigenen Räume hatte, erfolgten die Amtsgeschäfte der Stabsvögte in deren Wohnungen und für die Gemeinderatssitzungen musste ein Raum angemietet werden. So war das neue Haus eine absolute Bereicherung für den Ort.

 

Die Versorgung des Schulmeisters war in jener Zeit kärglich und so arbeitete dieser meist noch in einem anderen Beruf (z.B. Organist, Totengräber). Außerdem musste sich auch der Schulmeister wie die anderen Dorfbewohner zusätzlich von der Landwirtschaft ernähren und so tragen heute noch diese Grundstücke den Namen ‚Schulfeld’. Daher waren in dem heutigen Gebäude in der unteren Seite von der Straße her einst die Scheune, der Stall und der Bergeraum für die Landwirtschaft des Schulmeisters.

Dieser Teil des Hauses wurde nach einem Anbau 1914 (Querbau) zu einem weiteren Schulraum und einem Arrest umgebaut. Somit waren drei Schulräume, die Lehrerwohnung, die Gemeindeverwaltung mit einem Sitzungsraum und die Gemeindepflege in diesem Gebäude untergebracht.

Im Jahre 1934 wurde dann im Dachgeschoß eine Kochschule eingerichtet, in der die Mädchen von Peterzell, Römlinsdorf und Reutin in zweijähriger Ausbildung Kenntnisse in Hauswirtschaft und Gartenbau vermittelt bekamen.

Nachdem dann 1963 ein neues Schulhaus an der Hochwaldstrasse errichtet war, wurde der untere Stock des Hauses für die örtliche Feuerwehr umgebaut, während in den oberen Räumen die Gemeindeverwaltung untergebracht war. Mit dem Bau des neuen Schulhauses und der Gemeindereform 1974 verlor dieses über so lange Zeit hinweg wichtige Haus seine Funktion als Schul- und Rathaus.

 

Dieses für unser Dorf historische Haus, in dem noch viele Bürger mehr oder weniger gern die Schulbank drückten, in dem über lange Zeit „Dorfgeschichte“ geschrieben wurde, in dem die Feuerwehr über Jahre heimisch war, in dem ein wertvolles Dorfarchiv lagert und das einfach zum Dorfbild gehört, ist in den vielen Jahren den Bürgern ans Herz gewachsen.

 

(von H. Dr. Müssigmann zusammengestellt)